Die großen Staatsporträts der vier württembergischen Könige korrespondieren mit den vier Herzogsporträts
am Beginn der Herzogszeit und leiten den siebten Ausstellungsbereich ein.
Die württembergische Königskrone erscheint an exponierter Stelle und steht für die Zeit von 1806 bis 1918,
die in mancher Hinsicht für Württemberg ruhmreichste Epoche war. Den vier Königen Friedrich, Wilhelm I.,
Karl und Wilhelm II. sind vier Kabinette mit Objekten gewidmet, die nicht nur Aspekte ihres politischen
Wirkens, sondern auch private und familiäre Seiten zeigen.
Gegenüber den statischen Königskabinetten befindet sich als "Raumbild" der Epoche ein stilisierter Zug. Er
steht für Mobilität und Industrialisierung und für die rasende Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. In
den Waggons der ersten, zweiten und dritten Klasse "fährt" die Bevölkerung mit. Ein Güterwaggon
thematisiert die zunehmend industrielle Produktion von Waren. Die Bandbreite reicht von der Textilindustrie
mit der Württembergischen Cattunmanufaktur bis zum Maschinenbau mit einer Hobelmaschine von
Boehringer, Göppingen. In den Abteilen der Personenwagen stellen sich wichtige gesellschaftliche Gruppen
des 19. Jahrhunderts vor: In der ersten Klasse der Adel, der an Macht verloren hat, das Militär, das auch für
einfache Leute gewissen Aufstiegsmöglichkeiten bot und die Unternehmer, die im Kapitalismus zunehmend
an Einfluss gewannen. In der zweiten Klasse finden die Bürger ihren Platz, ihr wachsendes politisches
Selbstbewusstsein und die Anfänge der Demokratiebewegung. Hier wird auch der württembergischen
"Intelligenzia" gedacht, der Dichter und der Pfarrer, die häufig Innovationen in die Dörfer brachten. Die
Abteile der dritten Klasse sind von den Bauern, Arbeitern und Angestellten belegt. Die oft mühsame
landwirtschaftliche Produktion wurde im 19. Jahrhundert allmählich modernisiert. Der bürgerliche Blickwinkel
auf die Landbevölkerung war teils romantisch gefärbt, wie das Beispiel der Tracht zeigt. Neue
gesellschaftliche Gruppen sind Arbeiter und Angestellte, die sich in Auseinandersetzungen mit ihren
Arbeitgebern und der Politik allmählich mehr soziale Gerechtigkeit und Rechte erkämpften –
Errungenschaften, die bis in die Weimarer Republik weiterwirken. Das Epochenbild endet mit einem Ausblick
auf den Ersten Weltkrieg an dessen Ende die Abdankung des letzten Königs von Württemberg steht.