Der Bazar (pers./ Suq: arab.) ist
das wirtschaftliche Herz der orientalisch- islamischen Stadt. Bazare
großer Fernhandelszentren sind gleichzeitig auch wirtschaftliche
Steuerungszentren und Kapitalmärkte einer ganzen Region.
Bazare dienen ausschließlich der Produktion und dem Handel; Wohnbereiche
fehlen. Die Bausubstanz ist dominiert von in der Regel kleinen kubischen
Werkstätten oder Geschäftsräumen, die dicht aneinandergereiht
enge Gassen säumen. In größeren Bazaren mit Fernhandelsfunktion
finden sich daneben große absperrbare Gebäudekomplexe mit
einem in der Regel von Arkaden umgebenen Innenhof (arabisch: Khan /
persisch: Serai), die Lagerräume und Büros der Großhändler
beherbergen.
Im Zentrum großer Bazare finden sich weitläufige Hallen (Bedesten
im osmanischen Kulturbereich, Kissaria in Nordafrika, Tim in Mittelasien).
Sie sind Standorte des Einzelhandels für Güter des gehobenen
Bedarfs, wie z. B. kostbare Tücher, Parfüm, Schmuck oder Devotionalien.
Bazare sind, außer an hohen Feiertagen, täglich
von Sonnenaufgang bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet. In größeren
Bazaren finden sich deshalb Quartiermoscheen und Bäder, die es
den Nutzern des Bazars ermöglichen, ihre religiösen Pflichten
zu erfüllen, sowie einfachere Restaurants zur Deckung der leiblichen
Bedürfnisse.
In großen Bazaren gibt es häufig eine Branchensortierung,
z.B. Gewürzbazar, Goldbazar, Gasse der Schreiner, der Kupferschmiede
usw. Branchen, deren Arbeit Lärm erzeugt, wie z.B. Grobschmiede,
oder die mit Geruchsbelästigung verbunden sind, wie z.B. Gerber,
sind an der Peripherie angesiedelt.
Händler genießen in der islamischen Gesellschaft ein hohes
Ansehen; der Prophet Muhammad selbst stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie.
Das Sozialprestige von Handwerkern dagegen ist denkbar gering. Ihr Einkommen
ist oft so bescheiden, dass sie sich die Waren, die sie selbst produzieren,
nicht leisten können. Viele Handwerker arbeiten nicht selbständig
sondern sind abhängig von einem Großhändler, der Eigentümer
ihrer Werkstatt, des Rohmaterials und häufig auch des Werkzeuges
ist.
In den letzten Jahrzehnten haben Bazare viel von ihrer ursprünglichen
Bedeutung eingebüßt. Die wohlhabende Bevölkerung kauft
inzwischen in modernen Geschäften und Einkaufszentren nach westlichem
Vorbild ein. Bazare, soweit sie nicht touristisch attraktiv sind, dienen
zwischenzeitlich überwiegend der Versorgung der armen Bevölkerungsschichten
und des ländlichen Umfelds.