Einfamilienhäuser für den gebildeten
Mittelstand – so
lautete der Auftrag, den der aus Genf stammende Architekt und Künstler
Le Corbusier (eigentlich: Charles-Edouard Jeanneret) im Oktober 1926
für die vom Deutschen Werkbund initiierte Bauausstellung „Die
Wohnung“ erhielt. Im März 1927 präsentierte er mit
seinem Mitarbeiter und Cousin Pierre Jeanneret sein neuartiges Konzept
für ein Doppelhaus mit wandlungsfähigen Wohnräumen sowie
für ein freistehendes Einfamilienhaus. Die Ausstellung und auch die beiden Le Corbusier Häuser wurden am 23. Juli 1927 fertiggestellt.

Für das in nur zweieinhalb Monaten errichtete Doppelhaus hatten die beiden
vom Kubismus ausgehenden Baumeister „Fünf Grundsätze für
eine neue Architektur“ formuliert: Stützenbauweise statt durchgängiger
Fundamente; variable Zwischenwände, die flexible Grundrisse erlauben; langgestreckte
Fensterbänder, die viel Licht in die Räume lassen; ein nutzbares Flachdach
mit Garten sowie die freie Gestaltung der Fassaden.

Das Foto zeigt die beiden restaurierten Gebäude von der Ecke Rathenaustraße/Friedrich-Ebert-Straße
aus gesehen. Im Hintergrund das als Wohnung genutzte, bewohnte Einfamilienhaus (nicht zu besichtigen), davor das
Doppelhaus, in dem sich seit Oktober 2006 das neue Weissenhofmuseum befindet.
Mit diesem ist nun erstmals wieder eines der Originalhäuser der Werkbundausstellung
von innen zu besichtigen. Eine Haushälfte zeigt den Zustand von 1927. In
der zweiten Hälfte finden die Besucher – darunter viele Architekten
aus der ganzen Welt - Informationen zur Weissenhofsiedlung sowie einen kleinen
Buchladen.

Die beiden Häuser von Le Corbusier in der Weissenhofsiedlung sind am 17. Juli 2016 zusammen mit 16 weiten Stätten des Architekten auf die Welterbeliste der UNESCO eingetragen worden.