Multi-Kulti auf dem Marktplatz. Menschen aus 170 Nationen leben in Stuttgart. Vier von zehn Einwohnern sind zugewandert oder haben einen Elternteil, der außerhalb Deutschlands zur Welt gekommen ist. Sehen und vor allem hören kann man diesen internationalen Touch beim jährlichen Sommerfestival der Kulturen.

Sechs Tage dauert das kostenlose Kulturfest in der City. Neben Stuttgarter Künstlern mit internationalem Background betreten Stars der Weltmusikszene die Bühne vor dem Rathaus. Zum Beispiel der türkische Klarinettist Selim Sesler, den das deutsche Publikum spätestens seit Fatih Akins Film „Gegen den Wind“ kennt.

Bekannt ist auch die aus Stuttgarts Partnerstadt Straßburg kommende Gruppe „
LéOparleur“.
2010 wurde sie vom „Institut Français de Stuttgart“ präsentiert und steht hier
stellvertretend für alle anderen Künstler. LéOparleur gilt als eine der quirligsten
unter den jungen französischen Bands. Vielseitigkeit ist Trumpf bei jedem der
fünf Musiker. Sängerin Maya Martinez zum Beispiel begeistert durch ihr Saxophonspiel,
zudem greift sie zu Klarinette, Posaune und Perkussion-Instrumenten.

Der Sound der Straßburger – eine einzige musikalische Grenzüberschreitung: Geradliniger Gypsyrock von Sinti und Roma vermischt mit arabo-andalusischen Melodien, jazzigen Klezmer-Klängen, kolumbianischer Cumbia, osteuropäischen Rhythmen und karibischen Ska-Einflüssen. Unterm Strich eine wilde Stilmischung, die Lebensfreude und Melancholie gleichermaßen ausdrückt.

Als wahre Weltmusik vor Ort hat sich 2010 das Debüt von „Open World Project“ entpuppt, einer Band aus Stuttgarter Musikern mit Migrationshintergrund. Geprägt von Gitarren, Gesang und Bandoneon verschmelzen die sieben Tonkünstler argentinische, kaukasische und nordafrikanische Rhythmen und Harmonien zu einer einzigartig mitreißenden Mischung.

Auch kulinarisch gibt sich das Sommerfestival der Kulturen grenzüberschreitend. Rund 60 Stuttgarter Migrantengruppen aus 30 Ländern beteiligen sich und offerieren – neben Info-Material – Spezialitäten aus ihrer ursprünglichen Heimat. Besuchern bleibt da nur die Qual der Wahl: Ägyptische Falafel oder chilenischer Hotdog? Oder doch lieber die an kleine Maultaschen erinnernden Momos – tibetische Teigtäschchen, wahlweise mit Spinat, Gemüse oder Fleisch gefüllt.

Veranstalter des Sommerfestivals ist das „Forum der Kulturen Stuttgart e.V.“ Die 1998 gegründete Dachorganisation betreut mehr als 200 Migrantenorganisationen und hat sich zu einem wichtige Partner im Kulturleben der Region entwickelt. Seit 2005 steht dem Forum ein Kuratorium mit namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien zur Seite.